Was ist komodiger, als eben noch mal mit Freunden um den Kniep oder bei offenem Wetter wie hier unter dem Südstrand bzw. dem Wittdüner Kniepsand oder aber auch über die Nordsee zu segeln? Von hier aus sind es bei ausreichendem Wind - wenn nicht gerade Südwestwind vorherrscht, etwa 6 - 7 Stunden bis Helgoland. Wenn man morgens um 5 Uhr loskommt, kann man abends um 23 oo auf Borkum sein, wie wir das mehrfach, zuletzt im Starkwindsommer 2007, gesegelt sind. Wenn Tide und Wind passen und wenn man 2 Wachen gehen kann, ist man dann in der 2.Nacht in Harlingen, außen rum zu an allen schönen Plätzen des Ostfriesischen Wattenmeer vorbei, rasch zum Zeilmaker nach Grouw oder so. Und nach 56 std über den kleinen Teich in Schottland, aber warum soweit ?
direkt vor der Tür liegt das schönste Revier weit und breit.
Welches Schiff ist wattenmeertauglich? Zufahrt ins nordfriesische (NF) Watt, grundsätzliche Tideninfos, Außensände, Seegaten, Was ist eine Barre ? Rücken? Wo entstehen Mittelsände und blinde Priele? Warum fährt man den langen Bogen? Einige nützliche Faustregeln:
Welches Schiff ist Wattentauglich?
Das ist abhängig:
1. vom Tiefgang
2. vom Unterwasserschiff: Platt - Kimmkiel,
Kielschwerter, Doppelrumpf.
3. von den Segeleigenschaften, Muß vom leegerwall Freikreuzen!
4.von der Seefestigkeit- Stabilität, Trimm insbesondere Reffmöglichkeiten?
40 -60 cm Tiefgang, Jollenkreuzer ist der Kaiser, absolute Freiheit, kommt über alle Wattenhochs in jedes Loch
60- 80 cm, Plattboden immer noch Königsklasse, kommt über fast alle Rücken, schiffig
bis 120 cm, sorgfältige Planung auf d.Wattenhoch, bei langen Ostwindlagen eng, Wasserscheiden nur bei HW
bis 150 cm, noch einige Möglichkeiten in den meisten Prickenwegen
bis 200 cm, streng ans betonnte Fahrwasser gebunden (nur Wyk, Wittdün und Hörnum) keine Wattenfahrt möglich!
Plattboden sind über viele Jahrhunderte entwickelt, um untiefe Gewässer wie die tidenabhängigen Randmeere der Nordsee insbesondere des Wattenmeeres und ehemals der Zuiderzee (eingedeicht heute IJsselmeer) optimal, d.h. revierangepaßt unter Segel zu befahren. Seefestigkeit ist sicher eingeschränkt. Die Holländer haben jedoch schon jahrhunderte lang ihren Fischfang mit Palingaaken von der Zuiderzee nach London über die Nordsee transportiert.
Außerdem sind Plattboden unschlagbar geräumig und damit ideale Tourenschiffe, da sie als Fischer- oder Transportfahrzeug entwickelt wurden (fahrende Wohnzimmer mit Flügel).
Damals gab kaum Seezeichen, nur ( heute verloren gegangene) Erfahrung, die dem Schipper und Fischer im Watt halfen, ohne elektronische Hilfe seinen Weg zu finden.
Zufahrt Nordfriesland über 3 Seegaten, gut bezeichnet, möglichst den 1-2ktn Schub-Flutstrom mitnehmen.
(Gat, amrumer friesisch jaat, heißt kleiner schmaler Weg , im Dorf für Seitenstrasse)
Im Gegensatz zu den Ost-u.Westfriesen sind die NF-Seegaten (Tore zur offenen Nordsee) navigatorisch bei mittleren Windstärken mit hochseefesten Schiffen mit der Tide einlaufend bei westlichen Winden kein großes Problem. Über 5 bft fahren wir nur mit der Fock auf der Welle reitend platt vorm Laken. Bei halben Wind grundsätzlich zusätzlich mit (gerefftem) Groß, u. U. Jockel stand by - der Diesel sollte warm sein, wenn man auf der Welle reiten muß!
Die in NF vorherschend westliche Windrichtung macht die Ausfahrt in die Nordsee zum Hauptproblem. 2m Welle an der Außenbarre bei 5bft west ist dann Normalzustand.
Als Zufahrt von Süden aus bevorzugen wir das
Schmaltief (5 m Außen Barre , Innenbarre bei NW 2m, sehr veränderlich)
von Helgoland durchs Rütergat (keine Innenbarre, gerader Tonnenstrich)
Heverströme (4-5m AußenBarre bei NW) schnell im Halligmeer, Flutstrom setzt im Süden 1std früher ein
sehr veränderlich, gut bezeichnet, Kolumbusloch 3ktn strom, Meyers Loch Schutzplatz versandet
Vortrapptief (3m AußenBarre bei NW) nach Hörnum s.u. führt durch den Hexenkessel Jungnahmen Sand
Strömungen vor den Ansteuerungen bis 1ktn, erst oben in den Gaten bis 2ktn ein- und bis 3ktn auslaufend
maximum zur halben Tide
an den Außen-Barren steht nicht selten 2m alte SW-Dünung und entsprechende Seen
Die stärksten Tidenströmungen laufen dicht unter Hörnum, Wittdün und Süderoogsand, nicht außen
nachts einlaufend bei guter Sicht problemlos (vorsicht blinde Tonnen! Vorschiffausguck, starke Lampe)
Tidenhub von Nord ( 1,3m Fänö) nach Süd (3m Tümmlauer Bucht) zunehmend
Springzeit (deutsche Bucht 3 tage nach Mondwechsel) gibt 30cm zusätzlich und 10% mehr an Strömung
3 Tage Westwind 4-5 bft gibt 1m mehr an Wassertiefe,
3 Tage Ost 5bft spült das NF- Watt leer, NW liegt dann unter
LAT
12ter Regel: erste.std gibt 1/12, zweite std 2/12, 3 std 3/12 des gesamten Tidenhubs und vice versa
seewärts ist die Tide kürzer
4rer Regel: vier Tage Spring, vier Tage Mittlere Tide, 4 Tage Nipp, 4 TageMT, 4Tage SP............
Kenntern d. h Stromumkehr Ebbstrom/Flutstrom aufgrund der Massenträgheit des Wassers i.d. R. bis 1 Stunde nach HW bzw NW siehe :
Stromatlas (der küstennahe Gezeitenstrom i.d.deut.Bucht, BSH 2002) die 26 euro sind gut investiert! spart viel Zeit, vor allem in der Elbmündung, Cuxhaven raus erst 2. n.HW, richtung NF aber noch bis 1,5std nach cuxNW bis ins Zehnerloch.
Törnplanung mit einer einzigen Zeitangabe (HW Helgoland)
Flutwelle in Std (plus, abgerundet):
Helgoland 0 std; Schmaltiefansteuerung = 1h; Wittdünhafen = 1,5; Hörnumhafen = 2; Wyk = 2,5; Fänö = 2,5
Bei Ostwind: Badewanne,
bei Westwind:
Hexenkessel !
Außenbänke
Die nur zum Teil hochwasserfreien Außenbänke - Hörnumknobs-Theeknobs u. Jungnahmensand (letztere heute nicht mehr HW-frei)- sind bei stark auflandigem Wind die berüchtigten Hexenkessel der Nordfriesen, d. h. eine einträchtige Einahmequelle meiner Vorfahren. In den Aufzeichnungen der Amrumer Strandvögte finden sich weit über 400 Strandungsfälle, von Georg Quedens ausführlich beschrieben. Wenn man übers Rütergat reinkommt, fährt man 100m dicht am Stahl-Torso der Pallas vorbei (letzter unrühmlicher Standungfall,1998, für 30 Millionen DM wegen 5 Eimer voll Rest-Altöl zu einem 4eckigen häßlich braun schwarzem Eisen-Klotz auseinander geflext. Ein ordentliches anständig ehrwürdiges Wrack hätte einen herrlichen Nist- u Rastplatz und Schutz für die Tierwelt gebracht, war wohl von rotgrün aus Kiel nicht erwünscht).
Sichere Navigation wie überall immer über die Ansteuerungstonnen und mit der Tide. Die Barre kommt immer dahinter,d.h. landwärts am nächsten oder übernächsten Tonnenpaar, rot 2 oder grün1. Am NF-Haupteingangstor, dem Rütergat, hat man hier immer mehr als 5m Wassertiefe!
Seegaten
ostfriesisches Seegat
Vergleichbare bizarre zerfledderte Seegaten wie in Ostfriesland, veränderliche Tore zur Nordsee, Aus-Einstrombetten zwischen den Inseln gibt es in NF nicht (abgesehen von der verbotenen westlichen Rummellochmündung zwischen Norder/Süderoogsand). Jedes Seegat hat jedoch eine mehr oder weniger unangenehme Barre.
Barre kommt aus dem Französischen (wie so manches elegante Segelschiff) und bedeutet Schranke, in unserem Fall ist gemeint: Flache Stelle. Sie entsteht regelmäßig zeewärtig vor den Mündungen der Seegaten (Rinnen zwischen den Inseln) insbesondere den Ost-u.Westfriesen.
Der Gezeitenstrom preßt zwischen den Engstellen bzw. den Inseln und hohen Bänken große Wassermassen. Hoher Druck und enges Rohr bedeutet Karracho, d.h. 3-4 Knoten Strom in der Mit-tide und Strudel, sowie harte feste weisse hohe Kante (ideale Beutestelle meiner Vorfahren) Vor diesen bis zu 20m tiefen Gaten lagert sich Spülsediment ab, was zu flachen Stellen (Untiefen) in der Ausfahrt bzw Einmündung in tiefes Wasser führt.
Im tiefen Nordsee-Wasser sieht man wie bei einem Eisberg nur die Wellen-Spitze. An der Barre läuft sie von ca. 20m Tiefgang den Berg hoch auf 3-5m, so daß die Welle hier in einer Dünung (ab)bricht und alles unter sich erschlägt. So entstehen an diesen seewärtigen Flachstellen Einfahrten der Seegaten hohe gefährliche Brandungswellen, insbesondere, wenn die Tide gegen den Wind läuft: 6 std lang Grundseen. Eine Barre sollte man deswegen möglichst bei Stauwasser -d.h. am Ende der Flut oder der Ebbströmung passieren- oder nur in Richtung Wind mit Tide durchfahren. Mit einem Plattboden hat man jedoch häufig eine Möglichkeit der Barre zu entgehen, wenn man das Revier kennt. Und zwar durch einen Seitenausgang, den man bei nw meist 20-30 grad zum Fahrwasser findet. Wenn wir dabei auf Grund stoßen, versuchen wir es mehrfach nochmal oder drehen bei. JOHANNA hat einen Stummelkiel, 10cm quadrat, der vom VorSteven bis zur Ruderhacke durchgeht, der Durchstoßen im Sandwatt verträgt. Durchstoßen birgt auch Gefahr für das Ruder, insbesondere wenn man keine schützende Hacke darunter hat und natürlich auch für das tief gestochene Schwert und ist grundsätzlich zu vermeiden.
Ähnlich der Amrumer Südspitze (Wriakhörn) gibt es auch unter Hörnum auf Sylt (Hörnum-Odde) einen DIREKTunterDEMstrandENTLANGweg nach Norden, den wir wie unsere Vorfahren bis über die halbe Tide hinaus in beide Richtungen durch das Hörnumloch nehmen. Nach Norden auslaufend, knüppelt man hier zur halben Tide gegen den stärksten Strom in Nordfriesland, der an dieser Stelle bis zu 3,5ktn betragen kann.
Am linken Rand der Skizze erkennt man wieder den typisch angeordneten Riffelbaum der Seiten-Barre des großen breiten 20m tiefen Vortrapptiefs, die Thee-u. HörnumKnobs. Wenn man darein gerät, nimmt man erst einen 30-45 grad Ausweg- Versuch. Die ehemalige (Theeknobs-) Rinne dazwischen ist versandet.
Das Knudedyb unter Fänö ist ein schönes Beispiel eines Zeegat mit einer
AußenBarre, katzenpfötchen- - artig in der Mündung angeordnet. Im Norden mit zwei hohen durchgehenden Bänken (Peter Meyers Sand u. Langjord). An der Südseite liegen stark veränderliche Sände, über die man einige Zeit vor NW noch ausbrechen kann. Aber nur mit geringem Tiefgang, Plattboden und wenn man das Revier bei NW erkundet hat. Mit festem Kiel ist das ein Seeamtsfall. In allen anderen Fällen muß man über die Ansteuerung navigieren! Das Hauptproblem der Außen-Barre ist die Dünung, und damit die Windstärke bzw. das Wetter der vorausgegangenen Tage -Alte Dünung-! Nach 3 Tagen Westwind 5 bft würde ich hier nur noch ungern rausfahren sondern lieber innen rum zu, über das in SW-Richtung verlaufende Gradyp bei Stauwasser rausgehen.
Pricken sind Fahrwassermarkierungen landwärtig, jenseits der betonten tieferen Wege. Sie führen dich das letzte Stück in den häufig trockenfallenden schützenden Hafen oder im Watt an die Wasserscheide zwischen 2 großen Fahrwassern. Wie man hier an dieser ausgebrochenen von Gerrit geborgenen Pricke bzw an ihrem Seepockenbewuchs sieht, sind sie etwa 1,5m tief eingespült.
Zufahrt Grödepriel als Beispiel eines privat ausgeprickten Weges, die Prielmitte ist nur 1m breit, deswegen hart ausfahren, spitzer Prickentopp gleich stb,
Ansteuerung immer von Süden nehmen!
Bei NW auskundschaften!
Verlauf der Bänke unter der Amrumer Südspitze, auf einem antiquen Negativ.
Der hier im Hafenpriel sichtbare Mittelsand BLAUER PFEIL fällt erst kurz vor NW trocken, so daß wir es hier mit einer NW-Aufnahme zu tun haben. Vor 30 jahren endete der Seitenast Blind, heute ist er frei. Auch hier hat sich die Barre, wie unter Wriakhörn, wieder geöffnet. Dadurch ist ein Mittelsand entstanden, so daß die ortskundigen Amrumer hier neben dem Prickenweg geradewegs zu auf den Hafenkopf durchfahren.
Das Bild ist über 30 Jahre alt. Prinzipiell hat sich hier bis heute nichts geändert, da die Tidenströmungsrichtung an dieser Stelle rechts-links bzw Ost-West gleich geblieben ist, nur das unmittelbar strandnahe Ende der Lunke ist auch bei normalem NW ganz wieder frei, so daß JOHANNA hier in den letzten 10 Jahren immer durch kam. ROTER PFEIL
Der kürzeste Weg um die Südspitze nach Norden führte hier also direkt - in 10m Abstand unter dem Strand entlang - Das hat sich 2012 verändert. Der Rücken unter der Südspitze hat sich um 100 m seewärts ausgedehnt, so daß wir in diesem Sommer hier 2 h vor NW bei Nipp Tide und Ostwind 4 std lang auf hartem Sand das Abendbrot essen mußten.
10 m daneben ist auch vorbei.
Es sei nochmals ausdrücklich darauf hingewiesen, diese Wege sind nur für Plattboden und Jollen!!! ungefährlich. Ein fester Kiel hat hier nix zu suchen, und muß immer einen halben Meter Sicherheitsreseve einrechnen.
Unten segelt JOHANNA mit Backstagen-Briese um den Kniepsand. Amrum rundum braucht sie auf kurzem strandnahen Wegen nur ca 4-5 std, wenn das Segel so gut steht und die Briese anhält.
Wie bewege ich mich in einem Revier jenseits der Seezeichen jenseits der Zeegaten zwischen den Sänden?
Die Rücken ( Sandbänke) verlaufen, der Tidenströmung folgend, in einer hierdurch bestimmten Richtung,
nach einem mehr oder weniger gleichartigem Muster, das man kennen sollte.
Sie sind so etwas wie in Sand modellierte Strömungsprofile der Tide, im Nebenstrom häufig in fischgrätenformig.
Das Grätenmuster kehrt immer wieder. Es wird variiert durch differente Tidenströmungen eines jeden Ortspunkts. Das heist unterschiedlich starke Flut- bzw Ebbströmungen, so daß die Fischgräte mal nach rechts oder links, O-W, N-S usw. zeigt.
Das Grätenmuster bedeutet für den erfahrenen Schipper: Der Befreiungsweg nach harten abrupten Aufsetzen verläuft in der Regel etwa 45 grad zum Hauptfahrwasser, zumindest ist das der erste neue Kursversuch.
In den großen Strömen zwischen den Westfriesen hilft diese 45grad-Regel häufig nicht. Hier findet man extrem bizarre Strömungsprofile. Bevor man zwischen die Sände geht, sollte man das Revier erkundet haben.
Unten einige Beispiele
Die dünnen geraden weissen Striche zeigen die möglichen Fahrwege zwischen den Sandbänken -.friesisch raag oder knob -vor dem Norddorfer Kniep, die ich von klein auf an nehme. Der Kurs verläuft also auch hier STRANDPARALLEL im inneren landnahen Kurs. Die Wassertiefe erkennt man an der Wasserfarbe und hauptsächlich am Verlauf der Brandungskanten und natürlich am Tiefenlog, das wir früher nicht hatten.
Je Tiefer, desto Dunkler die Wasserfarbe im hellen Sonnenlicht.
Natürlich kann man hier sagen, nur verrückte Nordfriesen, die andere rechtschaffende revierfremde Schiffer ins Unglück bzw. zur Strandung und damit in den Besitz des Strandvoigts bringen wollen, begeben sich auf diese Wege.
Nun, wir sind hier schon als Kinder mit Jollen, Paddelbooten und sonstwas Schwimmfähigen, im Winter auf Eisschollen, gefahren, und peilen die Landmarken. Der Knick im Kurs lag damals genau querab vom Norddorfer Quermarkenfeuer an Land, die den schönen friesischen Namen BatjeStieg hat. Heute ist er eine Meile nach Norden gewandert.
Auf der Karte des Amrumtiefs sind fast alle grundsätzlichen Gegebenheiten einer Wattenregion sichtbar und gut zu studieren, obwohl sich in 30 Jahren viele Details verändert haben.
Die rot eingezeichnete Linie markiert die sog. Wasserscheide, das heist die Grenze, an der sich das von Norden kommende auflaufende Wasser mit dem von der anderen (südlichen) ankommendem Flutstrom ( über das Amrumtief )
trifft. Sozusagen die flachste Stelle für den durchreisenden Wattenfahrer. Sie ist auf der Karte als Wattenweg eingezeichnet, auf der man trockenen Fußes von Insel zu Insel kommen kann.
Wie man sieht, liegt sie exzentrisch weit im Norden, was für die Zeitplanung von Bedeutung sein kann. Insbesondere wenn man wie in Ost- u.Westfriesland am selben Tag noch über eine
2. Wasserscheide muß.
Desweiteren erkennt man von Süden kommend zwei Wasserstraßen: Eine dicht unter Land verlaufende (Naturhafen bildende) enge ausreichend tiefe und eine 2 (.Hauptdrainage) Straße, die zur Wasserscheide führt. Dazwischen die beiden höchsten und größten Sände (Wattenhochs), auf die man nur freiwillig bzw. geplant fahren sollte. Wenn man sie bei Springhochwasser trifft, kann der halbe Urlaub vergehen, bevor man wieder frei kommt.
REGEL: In den ersten 6 Monaten d.Jahres läuft das abendlich HW höher auf, in der zweiten Jahreshälfte tiefer
Mittelsand in der Wittdün/Steenodde Hafenzufahrt, 4 std nach mHW
Mittelsände finden sich regelmäßig in allen größeren Prielen. Meist fallen sie erst bei halber Tide, d.h. etwa 3 std nach HW (Hochwasser) trocken und sind dann erst als Untiefe sichtbar bzw für den ortsfremden Schipper als Gefahr zu erkennen.
Blinde Priele oder besser gesagt blind endende Priele im Mittelloch. Sie liegen meist am kurzen Bogen und sind für den Durchfahrenden der Falsche WEG
Rechts oben erkennt man die Ausnahme von der Regel:eine Zunge im Langen Bogen.
Manchmal werden sie mit der Zeit zu einem durchgehenden 2. Arm, so daß dann ein Mittelsand entsteht, auf dem man herrlich mitten im Priel aufsetzen kann. Mit ca 45 grad Kursabweichung zum Hauptstrom kommt man in der Regel wieder frei.
Hier gucken wir ca. 3std nach HW ( Prästers Lua im Mittelloch zwischen Föhr und Amrum) nach Norden auf die Nordspitze von Amrum. Welcher Arm des nicht bezeichneten (markierten) Hauptprieles (Wasserlauf im Watt) endet blind? Nur bei NW erkennt man den rechten Kurs im langen Bogen. Unbekanntes nicht ausgepricktes Revier sollte man nur bei NW erkunden, oder bei NW (Niedrigwasser) zu Fuß ablaufen. Prästers Lua, friesisch: der Weg, den der auf Föhr ansässige Pastor in grauer Vorzeit zur seiner Nebler Filiale durchs Watt von Süderende-Föhr nach Amrum genommen hat, vermutlich mit einem Pferd an der hier festen Sandwattkante diese Wasserlaufs. Heute kennen Ihn nur noch wenige Amrumer.
Ein Kielschiff hat hier nix zu suchen. Windrichtung und -stärke und Mondphase notieren. 3 Tage Westwind mit Stärke bft5 und Springzeit ergibt 1 Meter mehr - 3 Tage starken Ostwind und Nipp macht bis zu 2m weniger Wassertiefe, saugt das NF-Watt leer!
Nahe an der Wasserscheide - wie hier im Mittelloch sind in der Regel keine dramatischen Tiefenunterschiede zu erwarten. Das Schwert ist hier ein sehr verläßlicher Tiefenmesser (Stecholot). Trockenfallen ist hier gut. Gewollt Trockenfallen jedoch besser. Man hat dann weniger den Eindruck, daß das Wasser auf Mal den andern Weg rum läuft, wenn die Tide kentert.
Der alte Wattenweg um die Amrumer (Odde) Nordspitze führt nach Hörnum: Die Pricken stehen bzw.richtiger standen damals noch auf dem höchsten Rücken der Sandbank. Eigentlich müssen sie hier alle 3 Wochen neu gesetzt werden, da der gewaltige Strom (der hier ein Drittel des Flut- und Ebbstromes zwischen Föhr und Amrum führt) das Fahrwasser in kurzer Zeit regelmäßig verändert.
Obwohl direkt vor der Haustür des WSA (Wittdün) gelegen, kommen die Jungs vom Tonnenleger um Wolfgang Stöck nicht hinterher, so daß sie sich entschlossen haben, einen zweiten bzw. neuen Weg, weit nördlicher auszupricken, der mittlerweile auch in der See- Karte steht und halbwegs nach Hörnum oder Lijnsunn (Kormoraninsel) reicht.
Traue keiner Karte im Watt. Frage wenn möglich Ortskundige nach dem Weg aber auch, wann sie selbst dort zuletzt waren.
Schlangen am Ende eines Prieles, dicht vor der Wasserscheide oder auch vor dem trockenfallenden Watthafen, findet man häufig das AutostraßenPrinzip von Schleswig/Holzbein: Je länger der Weg, desto mehr Kurven. Hier im seichten flachen Wasser heist die Regel: Schlangenartiger Priel mit geringen Strömungsgeschwindigkeiten und flache Uferkanten.
Auf der anderen Seite hat der tiefe Hauptpriel einen eher gestreckten Verlauf, eine starke Strömung( bis das Wasser über das Ufer bzw Wattenhoch tritt) und häufig ein hohes Ufer an der kurzen Kante ( starke Strömung, kurzer Wendeweg des aufkreuzenden Segelfahrzeugs beim Überstagmanöver möglich) so wie auf der gegenüberliegenden Seite ein flacher langer Bogen mit geringer Strömung (zeitiges Überstaggehen beim Aufkreuzen empfehlenswert).
Frische Pricken (Birken) auf dem Tonnenhof des amrumer Seezeichen- Hafens
WSA Außenstelle Wittdün
Besenpricken, BB Backbord
rot
fluorisierender Reflektorstreifen
nachts mit taschenlampe
gut sichtbar
Die Steuerbord-seitigen Pricken sind wie grüne Tonnen im Topp spitz oder wie umgekehrte Kuhstall-Besen, an BB sind sie stumpf wie Bäumchen. Die Pricken stehen meistens 5-10m ab vom Fahrwasser.
Der Ein-u. Ausgang eines Prickenweges wird in der Regel mit einer Doppelpricke bezeichnet, früher 5-8 Pricken mit einen eingebundenem Korb. Diese für den Wattenschipper hilfreiche Bezeichnung ist übrigens nirgens im BSH-Regelwerk vermerkt (Wolfgang Stöck, WSA außenstelle Amrum).
Hier handelt es sich um ein Klei-Watt, d.h. der Grund ist weich. Wenn man vorsichtig auf die Kante fährt, kommt man hier im Gegensatz zum harten Sandwatt leicht wieder achteraus frei. Die Priel-Kanten sind allerdings auch viel steiler und der Ankergrund ist nicht unbedingt verläßlich.
Der weiche Klei ist voller Leben und voller Gährung. Wenn kein Wind pfeift, ist das hier nix für empfindliche Nasen.
Wenn man raus muß, wieder loten, manchmal sackt man bis über Kniehöhe weg. Die Hose stinkt dann 3 Wochen lang. Also: Vorher Pützeneimer mit sauberem Wasser und alten Lappen zum Abreiben an den Niedergang ober besser an die Bordkannte, sonst riecht die Kajüte bald wie der Ankerkasten.
Die Amrumer verkaufen -getreu zu unseren Prinzipien: aus Scheiße Geld machen - den Klei im Kurmittelhaus zu horrenden Preisen an die Badegäste." Was ordentlich riecht, muß gut und teuer sein"!
Im Gegensatz hierzu ist das Gebiet um die Wasserscheiden- meistens ausgeprickte Wege - gutmütig, in der Regel finden sich hier wenig veränderliche Untiefen. Wenn es draußen - in der Nordsee hackt - kann man hier noch komodig Segeln, Abwettern bzw. Unterkriechen, Ankern und am Schiff basteln. Und wenn man sich hier ordentlich benimmt, und nicht gerade neue Giftfarbe auf das Unterwasserschiff pöhnt - was die Fischer regelmäßig und unbeanstandet machen -, oder Bordhunde auf die Enten losläßt, gibt es auch keinen Ärger mit niemand. Die bezeichneten Fahrwasser liegen grundsätzlich außerhalb der Nationalquark Wattenmeergrenzen. So daß man am Rande des Tonnenstriches Trockenfallen kann, wenn man was am Propeller hängen hat und die Manövrierfähigheit des Fahrzeugs hierdurch eingeschränkt ist - wo doch jeder Kundige weis, daß die Sicherheit und Leichtigkeit des durchgehenden Verkehrs im Fahrwasser unter keinen Umständen gefährdet werden darf -Paragraph 1 SeeSchStrO- Wir mußten hierauf schon mal amtlicherseits hinweisen, als es ein gerichtliches Problem mit gewissen Vogelwärterinnen auf Trischen gab. Unangenehm aufgefallen war den Beamten allerdings unser Logbucheintrag auf der Seite Besondere Vorkommnisse zu der Haverie: Gottbehüteunsnordfriesen vor der grünen Bande aus Tönning, die der große Harry aus Nordstrand immer noch nicht abgeschaft hat, wo doch jeder weis, das Hedwig/Holzbein derart pleite ist, das eigentlich niemand mehr ruhig schlafen könnte. Die Holländer versuchen dieses in Westfriesland allerdings auch wesentlich größere Problem, viel eleganter, sprich ohne neue Behörden zu lösen kijk eens www.wadvaarders.nl
Segeln im Watt bedeutet bei uns oben in Neufundland:
1. Du bist ganz allein, mußt alle Probleme selbstständig, unabhängig, mit eigenem Kopf und Händen lösen (alte nordfriesische Tugenden), da das Revier sehr einsam ist. Selbst bei gutem Wetter trifft man selten mehr als einen oder zwei Mitsegler.
2. Tidengewässer haben immer zwei Stömungs-Richtungen: Eine nützliche Richtung und eine Gegenan, deren Stärke du kennen solltest (Stomatlas der Deutschen Bucht, BSH, Hansenautic 26 euro) - Nordseehandbücher!
Die Stromstärke ist zwischen den Inseln, in den Seegaten, in den schmalen, tiefen Hauptprielen unter den östlichen Seiten der Ostfriesen-Westfriesen und unter den nördlichen Ausgängen der Nordfriesischen Eilande extrem stark.
Vermeide hier : Strom gegen Wind! Wenn du gegenan und deswegen möglichst dicht an der Kante fährst, nimm immer den Langen Bogen s.o.! Wenn du gegenan mußt, kommt in jeder Minute eine doppelt so hohe oder auch quer laufende Wasserwelle dazwischen. Alles was naß werden kann, wird dann naß. Alles was nicht niet und nagelfest verstaut ist (Plastikwasserflache) kann zum Geschoß werden.
3. Der Tidenstrom kenntert i.d. R. erst eine std nach HW bzw NW
4. Traue nie ungeprüft einem Eingeborenen: Sie kennen nicht die Jollen(kreuzer)- oder Plattbodenperspektive, nur noch den Tonnenstrich für ihre tiefgehenden revierunangepassten Kielschiffe aus Plastik.
5. Am Besten vorher NEUMANN studieren falls vorhanden! -leider vergriffen - die neuen Bücher taugen nicht halb so viel. Sie vermitteln viele Daten, die bereits bei Veröffentlichung besonders in den Seegaten nicht mehr stimmen. Daten im Watt sind grundsätzlich allenfalls grobe Mittelwerte, extrem stark durch Windstärke bzw -richtung und Mondphase beeinflußt.